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von Daniel Krüger (Kommentare: 0) | Regionales

Treckermuseum Kempen: „Mit dem Sammelvirus infiziert“

Johannes Glitz öffnet sein Traktorenmuseum in Kempen

©Holger Fretzer

Alles begann 1985 mit einem Hanomag R40 Unikat aus dem Jahre 1949. Ein Freund von Johannes Glitz hatte den historischen Traktor in Paderborn auf einem Schrottplatz entdeckt. „Wir haben den Traktor restauriert und nichts geändert“, erinnert sich der 75-Jährige. Der Vorbesitzer hatte einen Vierzylinder-Dieselmotor eingebaut, die Kotflügel stammen vom Lanz-Bulldog n die Stoßstangen vom VW Käfer. Dieser Traktor wurden dann jahrelang im Betrieb in Kempen zum Silowalzen eingesetzt. „Dieser Hanomag hat mich mit dem Sammelvirus infiziert“, sagt Glitz. Inzwischen finden sich in der privaten Sammlung im weitläufig eingerichteten Museum neben dem Campingplatz ca. 80 Traktoren aus aller Welt und weit über 1000 alte landwirtschaftliche Geräte und Gebrauchsgegenstände.

Seit Anfang Mai ist das Museum in der Kempener Straße 33 in Kempen unter den bestehenden Hygiene-Bestimmungen geöffnet, jeden Tag von 14 bis 18 Uhr (außer Montag). Gerade in der heutigen Zeit, wo größere Reisen nicht möglich sind, sicher ein attraktives Reiseziel für die Familie und Freunde. Führungen gibt es für Kleingruppen mit genügend Abstand, bitte telefonische Anmeldung unter 05255/236 oder Fax.: 05255/1375, per Mail: j.glitz@traktoren-museum.de. Der Eintritt beträgt pro Person fünf Euro, Kinder bis 14 Jahren ein Euro, Führungen kosten 20 Euro.

Das Museum gibt seit 1993 in sieben Ausstellungshallen einen Überblick über die technische Entwicklung in der Landwirtschaft vom Mittelalter bis in die 60er Jahre. Über den Winter ist ein interessanter Neuzugang dazu gekommen. Nach originalen Unterlagen hat Bauer Johannes Glitz in seiner Werkstatt eine hölzerne Walzen-Dresche nachgebaut, wie sie bereits bei den Ägyptern zum Dreschen des Getreides von Hand genutzt wurde und wie sie heute noch in ärmeren Gegenden der Welt in Asien benutzt wird.

Mit der Zusammenstellung der ausgestellten Maschinen spannt Johannes Glitz einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft der Landwirtschaft. Es wird gezeigt, dass innerhalb dieser Epoche eine rasante Mechanisierung und Motorisierung im ländlichen Raum stattfand. Dabei finden sich historische Handgeräte, aber auch ein Miele-Militärhandwagen von 1914, oder auch ein historisches Pferde-Gespann. Da gibt es eine 2-Mann-Motorsäge von 1936, den klassischen Lanz-Bulldog, eine Hanomag-Raupe von 1957 oder auch einen frühen IHC-Truck von 1908. Weitere besondere Ausstellungsstücke sind zwei Dienstfahrzeuge der Feuerwehr, ein Magirus-Tankfahrzeug und eine Magirus-Drehleiter aus den 1960er-Jahren.

Auch vielfältige Alltagsgegenstände finden sich in den Räumen des Museums, wie etwa alte Schreibmaschinen aus den 60/70er-Jahren, historische Karten aus der Volksschule, Handspritzen aus der Vorkriegszeit oder auch eine voll funktionstüchtige Kugelwaschmaschine von 1936.

Auch die regionale Geschichte finde in dem Museum ihren Niederschlag. Es gibt Kempener Ziegelsteine als Erinnerung an die Ziegelei vorort. Auch der Absturz einer Phantom-Jets am 27. Mai 1981 nahe Veldrom wird beleuchtet. Vor einigen Jahren fand Glitz beim Bau eines Staudamms zudem Eisenklumpen aus einem Rennofen in der Durbeke. Er fand heraus, dass dort vor ca. 1000 Jahren eine Eisenverhüttung stattfand. Das Museum wird von einer Kraftwerksanlage mit historischen Motoren mit Strom versorgt. Diese „Herford”-Motoren können mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben werden. (hf)

Quelle: Kurier-Verlag GmbH & Co. KG, Kampstraße 10, 32805 Horn-Bad Meinberg

http://www.kurier-verlag.net/

 

 

©Holger Fretzer

Neuzugang in der Ausstellung ist die hölzerne Walzen-Dresche, die Johannes Glitz nach originalen Unterlagen nachgebaut hat.


©Holger Fretzer

Ein Highlight der Ausstellung ist dieser rote IHC-Truck (von der amerikanischen International Harvester Company) von 1908 mit einem 2-Zylinder-Boxermotor und 20 PS. Der Raum wurde über den Winter renoviert und neu gestrichen.


©Holger Fretzer

Geschichtsträchtig: Seit knapp vier Jahren ist dies das älteste Ausstellungsstück im Museum. Der Nachbau eines historischen Rennfeuerofens, wie Glitz ihn nahe der Durbeke gefunden hat, wo im Mittelalter Eisen hergestellt wurde.

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